Bewohner der Karlshöhe Ludwigsburg erleben die Ludwigsburger Zugwiesen
Ludwigsburg, 2. Mai 2014. Mit einer kleinen Eröffnungsfeiert ist die Akademie für Natur- und Umweltschutz an diesem Freitag um 11 Uhr in ein spannendes Wochenende mit zahlreichen Naturaktionen im ganzen Land: dem NaturErlebnisTag 2014 gestartet.
Der NaturErlebnisTag, eine Initiative aller Umweltakademien in Deutschland, macht es sich nun bereits zum achten Mal in Folge zur Aufgabe, durch zahlreiche Aktionen und Angebote Naturerfahrungen zu vermitteln und dadurch die Wissenserosion in Sachen Natur zu stoppen.
Ein besonderes Augenmerk legt die Umweltakademie Baden-Württemberg beim diesjährigen NaturErlebnisTag auf Menschen mit Behinderung. Bei der Auftaktveranstaltung zum NaturErlebnisTag am Freitag, 2. Mai unter dem Motto „NaturErleben für Menschen mit Behinderung“ stellte die Akademie ihre Ideen vor, wie sie künftig auch Menschen mit Behinderung die Themen Ökologie und Umwelt näher bringen und das Bewusstsein für integrative (Natur-) Arbeit schärfen möchte.
Dr. Karin Blessing, stellvertretende Leiterin der Umweltakademie Baden-Württemberg, erklärte die Idee, die hinter dem NaturErlebnisTag steckt, so: „Kinder kennen heute mehr Handy-Klingeltöne als Vogelstimmen, viele Erwachsene mehr Automarken als Wildkräuter. Wissen über die Natur, das Jahrhunderte lang ganz selbstverständlich weitergegeben wurde, geht langsam verloren. Der landesweite NaturErlebnisTag ist deshalb ein konkreter Beitrag gegen die Wissenserosion in Sachen Natur und Umwelt“. Dabei sollten Menschen aus unterschiedlichsten Lebenswelten und Bereichen angesprochen werden – zum Beispiel auch Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen.
Menschen mit Behinderung ist aufgrund ihrer Lebensumstände, ihrer geistigen und körperlichen Einschränkungen oft ein selbstständiger Naturzugang nicht möglich. Zu dieser Personengruppe zählen einerseits Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung, anderseits aber genauso ältere und kranke Menschen. „Weshalb sollte man Natur und Naturerlebnisse also nicht ins Altenheim bringen und Umweltbildung als festen Bestandteil ins Angebot der verschiedenen Lebenshilfeinstitutionen verankern und damit die oft noch bestehenden Grenzen überwinden?“, erklärte Karin Blessing das neue Konzept der Umweltakademie.
Seit vielen Jahren schon bildet die Akademie so genannte Natur- und Landschaftsführer aus. Diese zertifizierten Guides sollen in den kommenden Monaten und Jahren verstärkt für dieses so wichtige Thema Inklusion sensibilisiert und speziell geschult werden.
„Ich freue mich sehr, dass die Umweltakademie Baden-Württemberg wieder einmal beweist, dass sie ein Gespür für wichtige Themen hat. Die Idee, Menschen mit Behinderung voll einzubeziehen, ist zwar eigentlich selbstverständlich, die Umsetzung ist es aber leider nicht immer. Mit ihrem Konzept zu den Themen Ökologie und Umwelt beschreitet die Akademie hier neue Wege. Es wird helfen, das Bewusstsein für integrative Arbeit mit Menschen mit Einschränkungen zu schärfen und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zu Integration und Inklusion“, betonte Helmfreid Meinel, Ministerialdirektor des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Stuttgart.
„Ein blinder Mensch nimmt die Dinge und Feinheiten der Natur anders wahr als ein tauber Mensch. Ein Querschnittsgelähmter muss sich oftmals erst überlegen, wie er mit seinem Rollstuhl überhaupt erst in die Natur kommt. Und für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung müssen die Führungen so konzipiert sein, dass auch sie einen Zugang bekommen und sich daran erfreuen können“, sagte Martin Hauser, Mitarbeiter der Karlshöhe Ludwigsburg. Die Karlshöhe ist eine diakonische Einrichtung, die sich für Menschen einsetzt, die in ihrem Leben und Alltag Begleitung und Unterstützung brauchen.
Die Umweltakademie möchte mit ihrem Projekt „NaturErleben für Menschen mit Behinderung“ und durch die Arbeit mit diesen Zielgruppen einen Beitrag zur Überwindung der oftmals bestehenden Grenzen leisten – sei es nun im Denken oder im Handeln.
So führte Petra Hille, zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin, direkt im Anschluss an die Eröffnungsrede eine kleine Gruppe von Bewohnern der Ludwigsburger Karlshöhe durch die Ludwigsburger Zugwiesen frei nach dem Motto „Nur wer Natur kennt, kann Umwelt schützen“.