Natur & Umwelt

Neues aus dem Obstgarten (21) Von Claus-Peter Hutter
WIE CHRISTBAUMKUGELN… hängen jetzt an noch so manchem Obstbaum die letzten Äpfel. Äpfel, die nicht geerntet wurden, weil sie von den Besitzern der Obstwiesengrundstücke nicht mehr verwertet werden oder weil sie zu hoch hängen und es sich nicht gelohnt hat, die letzten Exemplare zu pflücken. Amseln, Wachholderdrosseln und andere Vögel werden sich den Winter über freuen; schrumpft doch ihr Nahrungsspektrum in der kalten Jahreszeit ziemlich zusammen. Oft sind es Bittenfelder Äpfel, die dann goldgelb in der Wintersonne leuchten. Einst wurden sie als Mostobst gepflanzt. Aber auch andere Apfelsorten zieren jetzt die winterlichen Obstgärten.

Viel Spaß beim Naturweihnachtskugeln bewundern!

 
Neues aus dem Obstgarten (20) Von Claus-Peter Hutter
Wie das duftet!

Es ist immer wieder ein Erlebnis: Vorsichtig öffne ich den verzinkten Eisenreif und hebe den Deckel des Gärfasses an. Darin gluckert es leise vor sich hin. Das ganze Quittenaroma des Obstwiesen-Sonnen-Sommers steigt in die Nase …wie das duftet!!! Bevor die letzten Apfelbäume geschüttelt wurden, habe ich die Früchte vom gut 150 Jahre alten Quittenstrauch geerntet. Es sind sehr kleine Früchte, die von einem wolligen Flaum umgeben sind. Sie duften viel intensiver als die großen Früchte, wie man sie heute von den heutigen „modernen“ Quittensträuchern und –bäumchen kennt. Natürlich bringt es mein Strauch nicht auf solche Mengen, die man für ein hundertzwanzig Literfass – so viel umfasst ein Brand – braucht. Daher macht es die Mischung. So habe ich noch andere Quitten, die wir von Freunden bekamen, dazu genommen. An einem Samstag ging es dann zu Günther, der die Brennerei-Tradition fortsetzt. Dort habe ich das Ganze geraspelt und wieder mit nachhause genommen. Jetzt dauert es noch einige Wochen, dann kann ich die vergorene Maische zur Brennerei bringen. Doch bis dahin gilt es, alle zwei Tage das Material umzurühren, da sich feste Partikel – das ist ähnlich wie bei der Gärung von Weintrauben – nach oben schaffen und sich so das flüssige vom festen Material separiert. Ein guter Quitten-Edel-Brand bedarf also schon der richtigen Pflege im Vorstadium.

 
Neues aus dem Obstgarten (19) Von Claus-Peter Hutter
Endgültig geschafft! Ja wirklich; jetzt habe ich es endgültig geschafft. Wenigstens für diesen doch so sonnigen für Mensch und Natur so angenehmen Herbst. Vergangenen Samstag habe ich nämlich meine letzten Äpfel abgeliefert. Immerhin kamen nochmals eineinhalb Doppelzentner zusammen. Jetzt waren vor allem Bittenfelder darunter. Die pflanzte mein Opa, wie viele andere Leute damals auch, um eigentlich Most daraus zu machen. Aber Most machen wir schon lange nicht mehr; wer soll denn das ganze Zeug auch trinken? Und Wein schmeckt eben auch nicht schlecht. So werden die Äpfel eben abgeliefert. Man kann sich ja sein Kontingent gutschreiben lassen und im Gegenzug verbilligten Apfelsaft geben lassen. Aber mit den Mengen werden wir auch nicht fertig. Deshalb unterstützen wir eine Streuobstinitiative im Nachbarort, die mit ihrer Arbeit seit Jahren dazu beiträgt Obstwiesen zu erhalten. Und deren Apfelsaft ist zwar teurer wie anderer, schmeckt aber wie selbst gemacht! Bekam ich zu Beginn der diesjährigen Apfelkampagne nur 8 Euro pro Doppelzentner, so waren es am Schluss immerhin 10 Euro. Kein Wunder, denn je länger die Äpfel hängen und Sonnenenergie in Zucker umwandeln, umso aromatischer werden sie. Jetzt hat mir mein Freund Gerhard – seit langem Biobauer – erzählt, dass für Bioware als Mostobst sogar 17 Euro gezahlt wurden. Nun habe ich auch nichts anderes als Bioware, denn unsere Obstwiesen haben noch nie Spritzmittel gesehen …wenn das nicht Bio ist, was dann!? Aber das gilt nichts, wenn man nicht zertifiziert ist. Und diese Zertifizierung ist sehr teuer und lohnt sich für eine oder zwei Obstwiesen nicht. Dann beiß ich halt in den gar nicht so sauren Apfel und verzichte auf den Mehrpreis. Übrigens hab ich ein paar Äpfel in jedem Baumwipfel hängen lassen. Schließlich sollen Wachholderdrossel, Amsel und andere Vogelarten in der jetzt bald beginnenden kalten Jahreszeit auch etwas haben.
 
Neues aus dem Obstgarten (18) Von Claus-Peter Hutter
Jetzt sind die Äpfel aus den Obstwiesen noch reifer und noch süßer. Deshalb gibt es jetzt für den Doppelzentner bei den Annahmestellen „satte“ 8,50 Euro. Eine Preissteigerung von 6 %!!. Aber noch einmal: Es ist nicht der materielle Lohn, um den es geht. Schließlich gilt es ein überaus reiches Natur- und Kulturerbe zu bewahren. Und für das viele hundert Mal Bücken zahlen manche in den Fitness-Studios viel Geld. Ich bekomme wenigstens für das Abliefern der Früchte noch das Benzingeld. Nicht zu vergessen, dass ich etwas für meine Fitness mache! Eine von der Umweltakademie Baden-Württemberg in Auftrag gegebene Studie des Sportmedizinischen Instituts der Universität Tübingen hat ja ergeben, dass die ganzjährige Betätigung auf der Obstwiese oder im Hausgarten das Fitness-Studio ersetzt. Wer mehr wissen will, kann ausführliche Informationen unter www.um.baden-wuerttemberg.de herunterladen oder in gedruckter Form bestellen.
 
Neues aus dem Obstgarten (17) Von Claus-Peter Hutter
Die Apfelsaison hat begonnen! Nun ja, in den Supermärkten herrscht ja das ganze Jahr über Apfelsaison. Aus allen möglichen, Kilometer weit entfernten Ländern stehen die immer gleichen Einheitssorten zur Verfügung. Mit dem Beginn der Apfelsaison meine ich natürlich die Apfelsaison im heimischen Obstgarten. Dort fallen jetzt – auch aufgrund der trockenen Witterung in den vergangenen Wochen und einfach weil es Zeit ist – die Äpfel zu Boden. Da wir, wie fast alle Obstwiesenbesitzer, nicht spritzen, ist natürlich immer eine Anzahl von Äpfeln „wurmstichig“. Eigentlich sind es ja keine Würmer, sondern Maden unterschiedlichster Insekten, welche die Früchte befallen und meistens den Apfel verlassen haben. Doch solche Äpfel sind einfach früher reif und fallen dann zu Boden. Und weil man die Früchte seiner Streuobstwiesenarbeit nicht verkommen lassen will, gilt es diese aufzusammeln bevor sie zu faulen beginnen. Es ist ratsam, dabei Handschuhe zu tragen, weil sich natürlich auch die eine oder andere Wespe an die manchmal angeschlagenen Früchte heranmacht …und Stiche will man ja vermeiden.

Und dann geht’s los. Bücken, bücken und nochmals bücken. Die aufgesammelten Äpfel kommen in den Eimer und sobald dieser voll ist, kommt das Rohmaterial für den später leckeren Apfelsaft in Kartoffelnetze. Nach rund 2 ½ Stunden ist die Arbeit geschafft. Dann gilt es eine der Annahmestellen für Früchte anzufahren. Das Ergebnis: Knapp ein Doppelzentner. Für den Doppelzentner gibt‘s gegenwärtig – und dies ist in diesem Jahr relativ viel – 8 Euro. Dafür hab ich mich umgerechnet zwischen 800 und 1000-mal gebückt. Umgerechnet auf 2 ½ Stunden macht das 3,20 Euro die Stunde. Das Mähen des Grases im Sommer und das Schneiden der Bäume, das Aufsammeln und Kleinhacken der Zweige und Äste genauso wenig eingerechnet wie die Grundsteuer und die Berufsgenossenschaft, der man als Obstwiesenbesitzer automatisch angehört. Doch all das darf man nicht rechnen, denn es gibt noch einen ganz anderen Lohn und der ist mehr wert als alles Geld: Bewegung, schöne Naturerlebnisse, die Gespräche mit den Besitzern der Nachbargrundstücke, die blühende Wiese im Frühjahr, vollkommen naturbelassene Äpfel für den Herbst und den Winter und das gute Gefühl, eine alte Tradition fortzuführen. Also geht’s nächsten Samstag wieder raus: Raus zu Opas Obstgarten.

Apfel

Foto: © Thomas Renz – Fotolia.com

Neues aus dem Obstgarten (16) Von Claus-Peter Hutter
Kaum ist gemäht, und man genießt noch den Hochsommer, geht es auch schon wieder los: Auf meiner Obstwiese sind die ersten Äpfel reif. Nachdem wegen der Nachtfröste keine Mirabellen und Kirschen zu ernten waren, steht jetzt die überreiche Apfelernte an. Doch was heißt ernten? Seit einigen Jahren beobachten wir, dass Äpfel nicht mehr zur gleichen Zeit reif werden, sondern irgendwann beginnen, einzeln vom Baum zu fallen. Es ist nicht mehr wie früher machbar, das so genannte Brechobst kompakt für die Einlagerung zu ernten (vielleicht auch, weil wir nicht spritzen und somit manche früher reif werden). Das sogenannte Fallobst fällt über einen Zeitraum von mehreren Wochen vom Baum, manchmal muss man daher auch nur wegen kleiner Mengen rausfahren und Äpfel auflesen, in Säcke stopfen und zur Obstannahmestelle bringen. Der Aufwand – und dies erzählen mir auch andere Obstgartenbesitzer – ist im Vergleich zu früheren Zeiten ungleich höher. An was dies wohl liegt? Antworten habe ich noch keine bekommen…
 
Neues aus dem Obstgarten (15) Von Claus-Peter Hutter
Ehrlich gesagt hatte ich im Alter von 10 oder 12 Jahren wenig Lust meinem Vater auf dem „Stückle“ – wie man bei uns im Schwäbischen die Obstgärten nennt – zu helfen. Im Winter Zweige vom Baumschnitt auflesen und zusammentragen, im Sommer mähen, später Mirabellen pflücken, Zwetschgen schütteln und auflesen, Äpfel sammeln und zur Obstsaftpresse bringen: Das sind alles Tätigkeiten, die Kinder nicht so sehr interessieren und später, so mit 16 oder 18 Jahren war das kein Haar anders. Doch rückblickend ergibt sich ein anderes Bild. Heute bin ich meinen Eltern dankbar, dass sie mich mit auf die Obstwiese genommen haben und mich mit sanftem Druck motivierten, dort etwas zu tun. Bei aller – aus heutiger Sicht – scheinbarer Mühe hat es nämlich trotzdem Spaß gemacht und ich habe alleine vom Zuschauen, beim Bäume schneiden oder beim Abliefern der Maische in der Obstbrennerei, ganz automatisch vieles gelernt, den „Alten“ zugehört und so letztlich, ohne dass mir das selbst bewusst war – Heimatkultur, Tradition und Naturwissen vermittelt bekommen.
Heute schwindet leider die Weitergabe von Wissen von Generation zu Generation immer mehr. Weil viele Erben der Obstwiesen selbst nicht mehr richtig mitbekommen haben, wie man diese pflegt, werden die Wiesen zusehends vernachlässigt. Auch wird so kein Heimatwissen mehr der nächsten Generation weitergegeben. Auch meine Kinder hatten früher keinen so richtigen Spaß mit auf die Obstwiese zu gehen. Und trotzdem haben sie einen Bezug zum Grundstück, das noch von meinem Urgroßvater stammt, entwickelt. Dies hat sich jetzt wieder gezeigt, als ich Ausland unterwegs war. Es stand unweigerlich der zweite Grasschnitt an; schließlich ist bald Erntezeit und da sollte man ja die Äpfel und andere Früchte, die zu Boden fallen auch finden können. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass unsere Jungen, interessiert begleitet von meinem jetzt 80-jährigen Vater, die Mäharbeit übernommen haben.

Schön, das Generationenprojekt Obstwiese scheint weiterzugehen. Ob dies auch so ist, wird sich bei künftigen anstehenden Arbeiten zeigen!

Neues aus dem Obstgarten (14) Von Claus-Peter Hutter
Dieser Tage habe ich ein weiteres Mal einen Gartenrotschwanz auf meiner Obstwiese gesehen; bald werden diese sich zusammen mit anderen Zugvögeln auf den Weg in die Winterquartiere Südeuropa und Afrika machen. Andere Vogelarten bleiben da und brauchen natürlich das ganze Jahr über etwas Fressbares. Hier sind Obstwiesen wahre Paradiese. Denn wo sich jetzt überall Maisäcker breit machen, verlieren wir mit den früheren Wiesen blumenbunte Vielfalt. Oft sind es nur noch die Obstgärten, in denen es – vorausgesetzt man mäht nicht zu früh – blühen darf.

Für Insekten bedeutet dies eine wertvolle Nahrungsquelle. Das immer wieder dazwischen anzutreffende Altholz absterbender Bäume nutzen viele Arten als sichere Kinderstube für den Nachwuchs. Zwischen 2.500 und 3.000 Tierarten leben im „Biotop Streuobstwiese“, wobei der größte Teil Insekten wie Käfer, Hautflügler oder Wanzen sind. 35 verschiedene Vogelarten brüten hier. Dazu gehören Goldammer, Neuntöter, Stieglitz, Singdrossel, Fliegen- und Trauerschnäpper, Gartenrotschwanz oder Grünspecht. Auch bodenbrütende Arten wie Rebhuhn oder Fasan als Tiere der offenen Feldflur finden in den Streuobstwiesen Rückzugsräume. Die Idylle schmilzt freilich Tag für Tag zusammen. Zwei für die Streuobstwiesen typische Vögel, der Steinkauz und der Wendehals, sind vielerorts schon ausgestorben.

Was ist geschehen?
Wir Menschen vertreiben die paradiesischen Gärten aus unserer Landschaft. Sowohl durch die Intensivobstplantagen als auch durch Siedlungsentwicklung, Straßenbau, neue Freizeitgelände, Flurbereinigungen und die Umwandlung von Flächen in Ackerland werden die Obstbaumwiesen vernichtet.

Neues aus dem Obstgarten (13) Von Claus-Peter Hutter
Wer eine Obstwiese hegt und pflegt, steht letztlich in einer langen Tradition. Den Apfel als älteste Baumfrucht unserer Obstwiesen kennt die Menschheit schon seit 7.000 Jahren. Ob Evas Apfel, der als Frucht des Baumes der Erkenntnis gedeutet wird, rotbackig gefärbt war, lässt sich allerdings nicht mehr sagen. Vielleicht war auch der Granatapfel gemeint. Aber dass die Früchte des Wildapfels schon zu biblischen Zeiten existierten, das ist sicher. Es war die Zivilisation des Zweistromlandes, die Apfelbäume ebenso kultiviert hat wie später die Griechen, die den Apfel als Symbol der Liebe, Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit betrachteten. Die Römer führten dann im Mittelmeerraum heimisch gewordene mediterrane Apfelsorten nach Mitteleuropa ein.
Danach waren es Klöster, Burg- und Schlossherren, die im Mittelalter durch Züchtungen die Farbe, den Geschmack und den Wuchs der Äpfel verbesserten. Später dann war es -zumindest in Altwürttemberg- Herzog Carl Eugen, der Johann Caspar Schiller – Vater des berühmten Dichters – mit der Leitung einer Obstbaumzucht auf Schloss Solitude zwischen Stuttgart und Gerlingen beauftragte. Als Friedrich Schiller im Sommer 1785 zum ersten Mal in Weimar weilte, Goethe befand sich damals noch auf seiner Italienreise, war der Vater mit der Züchtung verbreiteter neuer und alter Obstbaumsorten beschäftigt. Und so sorgten verschiedene Förderer dafür, dass hunderte verschiedener Landsorten, die vor allem auf das regionale und lokale Klima abgestimmt waren und sich durch Reifezeitpunkt sowie Verwendung und Haltbarkeit unterschieden, Verbreitung fanden. Noch im Jahr 1839 wurden 878 verschiedene Apfelsorten gezählt!

Was bietet heute der Markt an? Gerade mal sechs bis zwölf äußerlich makellose, aber geschmacklich doch eher fade, übergroße Massenapfelsorten!

Immer mehr Feldlerchen verstummen
In einer aktuellen Pressemitteilung schlägt Professorin Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Alarm: „Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt, eine Entwicklung, die besorgniserregend ist!“

Fakt ist: Die Feldlerche ist nur ein Beispiel von vielen Arten, deren Bestand unter der intensiven Landnutzung leiden. Trotz vieler internationaler Bemühungen, den Rückgang an biologischer Vielfalt zu stoppen, konnte die Abnahme der Feldvogelbestände bisher nicht wirksam eingedämmt werden. Seit 1980 ist in der Europäischen Union jeder zweite Vogel in der Agrarlandschaft verloren gegangen, die Bestände vieler Brutvögel von Äckern, Wiesen und Weiden sind bedroht.

In Deutschland hat sich die Anzahl an Feldsperlingen innerhalb von zwei Jahrzehnten auf zwei Drittel des Bestandes verringert, beim Kiebitz existieren sogar nur noch etwa ein Drittel der Vögel. Beobachtungen bestätigen den Negativtrend: Der europäische „Farmland Bird Indicator“ (Agrarvogelindikator / spezialisiert auf die Erfassung von 37 Vogelarten) weist aus, dass derzeit etwa viermal soviel Arten ab- wie zunehmen.

Die Ursachen sind in ganz Deutschland sichtbar. Intensive Ackernutzung mit massiv gestiegenem Maisanbau sowie die Beseitigung von Kleinstrukturen wie Hecken, Feldrainen und Obstwiesen verändern den Charakter der Agrarlandschaften erheblich.

Professorin Beate Jessel: „Die Landwirtschaft als der größte Flächennutzer in Deutschland ist von zentraler Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt.“ Aber auch jeder Einzelne kann etwas tun und Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten schaffen. Warum nicht in der Freizeit eine Obstwiese (und damit Lebensräume für Vögel) pflegen? Die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine geben gerne Auskunft, wo solche Grundstücke erworben oder gepachtet werden können!

Neues aus dem Obstgarten (12) Von Claus-Peter Hutter
Was für ein Pech! Jetzt hat der Sturm auch noch von einem Zwetschgenbaum einen Ast abgerissen. Gerade hatte ich die Reste des neulich beim Sturm abgerissenen alten Welschisner-Baumes beseitigt; jetzt geht’s wieder los. Aber so ist das nun mal mit einer Obstwiese. Es ist irgendwie ein Gesamtorganismus, der sich ständig verändert und in dem man immer Neues entdecken kann; der einem aber auch immer wieder neue Arbeit beschert. Das muss man einfach wissen, wenn man sich auf das „Abenteuer Obstwiese“ einlässt. Doch belohnt wird man mit unvergleichlichen Landschafts- und Naturerlebnissen!

Jetzt mache ich mich halt wieder ans Werk. Die schon morschen Teile des Astes werde ich am Stück lassen und unter die freiwachsende Hecke unseres Hausgartens legen, damit auch dort Kleintiere ein Refugium finden. Die anderen Teile sind dann für den Kachelofen bestimmt. Aber mir ist auch klar, dass ich die jetzt rund 55 Jahre alten Bäume Zug um Zug ersetzen muss. Das gilt vor allem für Zwetschgen und Mirabellen; denn solches Steinobst wird nicht sehr alt.

Neues aus dem Obstgarten (11) Von Claus-Peter Hutter
Nun also doch! Vor Jahren wuchs aus dem Stamm meines alten Welschisnerbaumes ein großer, durchaus attraktiver Pilz. Doch schon damals war mir klar, dass dies wohl der Anfang vom Ende eines erfüllten Baumlebens sein wird. Nachdem ich zwei Wochen keine Zeit hatte, meine Obstwiesen zu besuchen, weiß ich nicht, bei welchem Gewittersturm der große Ast, der gut die Hälfte des Baumes ausmachte, herunter gefallen ist. Natürlich lasse ich die jetzige Baumruine stehen; doch ein Blick auf die Abrissstelle zeigt, dass er durch und durch morsch ist, auch wenn dies Blätter und Früchte in den vergangenen Jahren nicht erkennen ließen. Damit geht auch ein Stück lebendige Geschichte unserer Familie zu Ende. Denn der Baum wurde sicherlich vom Vater meines Urgroßvaters gepflanzt und war gut und gerne 120 Jahre alt.
Er hat viele tausend Blüten hervorgebracht und war Nahrung für Bienen und andere Insekten, lieferte Äpfel zum Essen und für die Mostzubereitung, Schatten zum ausruhen, wenn auf dem Grundstück gearbeitet wurde und Nistmöglichkeiten für Buchfink, Gartenrotschwanz, Kleiber und Meisen. Zum Glück habe ich von dem Cramer-Apfel, wie mein Vater den Welschisner-Apfel immer nennt, vor zwei Jahren Reißer zur Vermehrung schneiden lassen. Und so wachsen in einer Baumschule, wo das Ganze fachgerecht aufgepfropft wurde, gerade zwei Abkömmlinge meines alten Baumes heran. Einen davon werde ich neben den Veteranen pflanzen, wo er ganz langsam den Platz seines Vorgängers einnehmen wird.
 
Neues aus dem Obstgarten (10) Von Claus-Peter Hutter
Ob mancher Arbeit in der Obstwiese vergisst man oft, welchen Natur- und Kulturerbe-Schatz man eigentlich besitzt. Dies wurde mir am vergangenen Wochenende wieder einmal bewusst. Mit meiner langjährigen Autorenkollegin Eva wollte ich neue Projekte diskutieren. Was gibt es da für einen besseren Besprechungsraum als ein „Open-Air-Office“ dachte ich mir und bin mit Eva Richtung Obstgarten gelaufen. Ohnehin wollte ich ihr die Obstwiese aus Urgroßvaters Zeit einmal zeigen. Jedenfalls saßen wir bei eigenem Apfelsaft unter dem schattenspendenden Kirschbaum und schmiedeten Pläne, verwarfen Ideen, um gleich wieder neue zu entwickeln. Nach zwei Stunden klingelte das Handy von Eva, obwohl: schon lange klingeln die Telefone ja nicht mehr, die Geräte machen sich vielmehr mit den unterschiedlichsten Tönen und Anrufzeichen bemerkbar. Eine Freundin von Eva meldete sich. „Wie, Du warst auf Sylt? Toooll“, sagte Eva und lauschte kurz ihrer Freundin, um dann fortzufahren: „Wo ich bin? Du wirst es nicht glauben, ich sitze unter einem Kirschbaum auf der Obstwiese meines Freundes Claus-Peter. Mitten in Baden-Württemberg. Und Du ahnst nicht, wie schön das ist. Um uns herum Vogelgesang …ich habe mir vorhin überlegt, wann ich eigentlich zum letzten Mal unter einem Kirschbaum gesessen bin. Das muss schon gut 30 Jahre her sein! Aber eines darfst Du mir glauben: So lange warte ich nicht mehr. Einfach toll, was die hier im Süden haben!“
 
Neues aus dem Obstgarten (9) Von Claus-Peter Hutter
Dieser Tage habe ich zusammen mit einem Nachbarn an unseren Bürgermeister geschrieben. Denn ich wusste keinen Rat mehr. Über einen uralten Feldweg, über den unsere Grundstücke erreichbar wären, kann man nicht mehr zufahren. Der Grund ist unübersehbar: Im direkten Umfeld unseres Obstgarten gibt es Grundstücke, die von den jetzigen Besitzern einfach nicht mehr gepflegt werden. Ganze Grundstücke verwachsen und Büsche und Bäume reichen bis in den Weg hinein. Erst waren es nur ein paar Äste, die ich immer mal wieder abgeschnitten habe. Mittlerweile befindet sich ein halber Wald auf dem Weg. Man kann weder mit einem Traktor noch mit einem Auto vorbeifahren. Nun gibt es in Baden-Württemberg entsprechende Regelungen, dass Grundstücke auch gepflegt werden müssen. Aber daran hält sich niemand! Nun, was tun? Immer wieder – und so ist es auch in anderen Dörfern und Städten – rufen die Kommunen dazu auf, dass man Gehölz nicht in die Nachbargrundstücke und auch nicht auf die Wege hineinwachsen lässt. Aber wenn sich die Leute nicht daran halten?
Jetzt habe ich den Bürgermeister gebeten, dass die Gemeinde den Weg – es ist ja der Weg aller Bürgerinnen und Bürger und die Gemeinde zeichnet sich für den Weg verantwortlich – wenigstens frei macht. Viele Leute spazieren an unserem Grundstück vorbei, geniessen die Obstwiese und die Natur …aber ich selbst und meine Nachbarn, die noch das Gras mähen und die Bäume schneiden, können nur dann tätig bleiben und die Landschaft pflegen, wenn wir auch mit entsprechenden Gerätschaften zu unseren Grundstücken gelangen. Jetzt bin ich gespannt, wie die Gemeinde reagiert…
 
Fledermaus-Aktionstag in der Wilhelma am Sonntag, 8. Juli
Erfolgsgeschichte im Naturschutz: Fledermäuse zählen mittlerweile zu den Sympathieträgern im Tierreich. Quartier- und Nahrungsmangel macht es den nächtlichen Insektenjägern jedoch nicht leicht. Dabei kann jeder etwas tun, zum Beispiel für den Erhalt von Unterschlupfmöglichkeiten. Eine Attika, Holzverschalungen oder andere Spaltenquartiere schaffen Wohnraum für etwa Zwergfledermaus und Abendsegler. Ungenutzte und ungedämmte große Dachstühle, zum Beispiel von Kirchenschiffen, werden etwa von Großen Mausohren als Wochenstuben genutzt. Aber auch im Garten ist Fledermausschutz möglich: Wiesensalbei, Ampfer, Mädesüß und Brennnessel, Beerensträucher und Obstbäume bieten Nahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Insekten, die von Fledermäusen gefressen werden.

Am 8. Juli 2012 können Sie sich beim Fledermaus-Aktionstag in der Wilhelma über die Navigatoren der Nacht informieren. Kinder können mittels eines Tier-Quiz ihr Wissen testen. Die Aktion findet im Zeitraum von 11.30 bis 16.30 Uhr im Akademie-Natur-Info-Center in der Wilhelma (in der Nähe des Schaubauernhofs gelegen) statt.

 
Breit, stark, schwarz – Blauschwarze Holzbiene auf dem Vormarsch
Auffällig ist die Blauschwarze Holzbiene – nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihr lautes Summen. Zielsicher steuert sie derzeit großblütige Wildpflanzen in der Rheinebene und dem Neckartal an, um an den Nektar zu gelangen. Notfalls auch recht rabiat, wenn sie mit ihrem starken Mundwerkzeug die Blüte einfach unten anbeißt. Die Pflanze hat von diesem „Nektarraub“ nichts, weil die Solitärbiene – sie bildet wie die meisten der rund 450 heimischen Wildbienenarten keine Staaten, sondern lebt einzeln – dann weder Staubgefäße noch die Narbe streift und somit keine Bestäubung stattfindet. Trotzdem kann sich derjenige glücklich schätzen, der sie in seinem naturnah angelegten Garten an Platterbsen, Disteln, Natterkopf, Aufrechtem Ziest, Wiesen-Salbei oder Wiesen-Flockenblume beobachten kann. Sie bietet faszinierende Naturbeobachtungen. Diese wärmeliebende Art ist abhängig von totem Holz, in dem sie ihre Nestgänge anlegt. Nachdem sie in den 80er Jahren als stark gefährdet eingestuft wurde, hat sie in den letzten Jahren davon profitiert, dass immer mehr Totholz etwa in Streuobstwiesen oder auch an Waldrändern zugelassen wird. Es wird vermutet, dass sich die wärmeliebende Art aufgrund der Klimaänderung in Regionen oberhalb 500 m ausdehnt.

Informationen über eine wesentlich bekanntere Bienenart, die Honigbiene, können Besucher eines besonderen Aktionstags im Akademie-Natur-Info-Center im Blühenden Barock in Ludwigsburg erfahren: Am Sonntag, 8. Juli bietet Bienenexperte Florian Schimpf spannende Einblicke in die Welt der emsigen Bienen: Wo und wie leben die Honigbienen? Wie sieht es in einem Bienenstock aus? Wie hat sich die Imkerei im Laufe der Zeit entwickelt? Darüber hinaus kann man die geschmackliche Vielfalt des Ludwigsburger Honigs bei einer Verkosten kennenlernen.

 
Neues aus dem Obstgarten (8) Von Claus-Peter Hutter
„Wie schnell das geht“, dachte ich bei meinem letzten Besuch auf der Obstwiese. Dort stehen auch zwei Wildkirschenbäume oder vielmehr Halbundhalb-Bäume. Wissen Sie was Halbundhalb-Bäume sind? Nun ja, meine Bezeichnung ist sicherlich fachlich nicht richtig, aber es sind solche Bäume, die einst veredelt wurden und dennoch einen oder mehrere Äste aufweisen, die noch von der Ursprungsunterlage stammen. Das heißt, der ursprüngliche Baum war eine Wildkirsche – so hat man dies früher häufig gemacht – auf die dann eine Edelkirsche aufgepfropft wurde. So kann man an einem Baum ganz unterschiedliche Kirschblüten und später natürlich auch Früchte sehen. Dass meine Wildkirschen-Äste Früchte tragen, habe ich schon von weitem bemerkt, weil emsig Amseln und Stare hingeflogen sind. Nicht umsonst wird die Wildkirsche mit ihren kleinen Früchten auch „Vogelkirsche“ genannt. Solche Wildkirschen ergeben übrigens einen hervorragenden Kirsch-Schnaps. Doch die Vögel waren schneller als ich. Aus meiner „hochprozentigen Idee“ wird dieses Jahr wohl nichts. Vielleicht bleibt später von den größeren Früchten der Ede
Samstag, 7. Juli: Naturerlebnistour „Urwalderlebnis am Oberrhein“
Samstag, 7. Juli: Naturerlebnistour „Urwalderlebnis am Oberrhein“
Die Umweltakademie Baden-Württemberg und das kommunal getragene Reiseunternehmen Spillmann aus Bietigheim-Bissingen bieten diese Saison acht Tages-Naturerlebnistouren zum Thema „NaturWissen“ an. Die nächste Exkursion führt an den Oberrhein und beinhaltet folgende Leistungen: Fahrt im Komfortreisebus, Bootsfahrt im Naturschutzgebiet Taubergießen, Einführungsvortrag im PAMINA-Rheinpark sowie Reisebegleitung der Umweltakademie. Abfahrt um 7.00 Uhr in Stuttgart, Rückkehr gegen 19.00 Uhr. Preis pro Person: 79 €.
Unser Tipp: Jetzt anmelden und Plätze sichern!
Weitere Informationen und Anmeldungen direkt bei Spillmann-Reisen, Telefon 07142 – 97 88-0.
 
Neues aus dem Obstgarten (7) Von Claus-Peter Hutter
Unmöglich! Ist man da nicht einfach baff? Da lass ich auf der mühsam gepflegten Obstwiese ein grosses Stück Blumenwiese stehen, damit es für Schmetterlinge wenigstens noch kleine Überlebensinseln gibt – denn in der Umgebung wird leider alles klitzeklein gemäht – und dann kommen da Leute daher und pflücken ungeniert Blumen, als ob es ihr Eigentum wäre. Ich habe sie nicht gleich in den Senkel gestellt, sondern nur darauf hingewiesen, dass sie die Blumen für die Insekten stehen lassen sollen. „Es sind doch nur ein paar“ erhielt ich von einer gar nicht unsympathischen Spaziergängerin zur Antwort. Da musste ich natürlich schon einwenden, dass an der Wiese an schönen Sonntagen viele dutzende von Menschen vorbeilaufen und wenn alle ein „paar“ pflücken, dann ist für Pfauenauge, Aurorafalter und andere Schmetterlinge nichts mehr da“!“. Da wurden die Spaziergänger doch ein wenig nachdenklich. Woraufhin ich ihr empfohlen habe, doch selbst ein Obstwiesengrundstück zu pflegen. Diese sind äußerst günstig erhältlich, weil das Interesse in den vergangenen Jahren doch deutlich abgenommen hat. Dafür habe man keine Zeit, wurde mir entgegnet. „Nun, ich eigentlich auch nicht; aber ich nehme mir sie und will mir deshalb die Blumen nicht wegnehmen lassen.“ Das musste ich dann schon sagen. Komisch eigentlich, dass man sich noch rechtfertigen muss. Ich gehe ja auch nicht in die Wohnungen anderer Leute und mach den Kühlschrank auf und bediene mich.
 
Neues aus dem Obstgarten (6) Von Claus-Peter Hutter
Es ist schon paradox: Viele Obstwiesen werden nicht mehr gepflegt, weil die Erben von Opas Apfel- und Birnenbäumen und Omas Beerensträucher meinen, sie hätten keine Zeit dafür. Bäume werden nicht mehr geschnitten, das Gras nicht mehr gemäht. Bei einem der nächsten Herbststürme brechen dann große Äste ab und irgendwann wird das einstige Obstparadies überwuchert sein. Und so schwindet mehr und mehr ein Stück lebendiges Natur- und Kulturerbe. Auf der anderen Seite werden so manche, erfreulicherweise noch bewirtschaftete Grundstücke, zu intensiv gepflegt. Sobald die ersten Gräser und Kräutlein sprießen, werden sie auch schon wieder niedergemäht. Nur kann ich das Schnittgut meiner Obstwiese auch nicht verwerten. Nachdem es fast keine Bauern mit Milchviehhaltung mehr gibt und die moderne Dreifelderwirtschaft, nach dem Motto „Zuckerrüben, Mais und Bauplätze“ eine einzigartige landwirtschaftliche Vielfalt abgelöst hat, gibt es einfach kein Interesse mehr am Gras. Damit aus meiner Obstwiese kein deutscher Einheitsrasen wird, habe ich mich deshalb schon vor Jahren für einen Mittelweg entschieden. Bereiche, die man für Wege und Aufenthalte nutzt, werden gemäht; große Flächen bleiben stehen, damit sich Margeriten, Salbei, Skabiosen Flockenblume und Knautie entwickeln können.

So finden dann auch Schmetterlinge, Wildbienen und so manche Käferart noch einen Lebensraum. Das Ganze muss so lange stehen bleiben, bis sich vom Ei über die Raupe und Puppe auch die nächste Generation von Schmetterlingen entwickeln kann. Das sieht dann nicht ganz so aufgeräumt aus, aber Natur braucht nun mal auch ein wenig Unordnung. Damit die Obstwiese auch Obstwiese bleibt und nicht verfilzt, wird Ende Juni, Anfang Juli gemäht. Zum Glück gibt es leistungsstarke Aufsitzmäher, die mit den dann hohen Gräsern und Kräutern fertig werden. Junge Leute aufgepasst! Vielleicht gibt es ja in Eurem Besitz noch eine Obstwiese, die Ihr längst vergessen habt. Geht doch mal auf Omas und Opas Spuren. Wer Blumen blühen lässt, wird nicht nur mit Blumenwunder und Blütenpracht sondern auch mit vielen anderen Naturerlebnissen belohnt.

 
Neues aus dem Obstgarten (5) Von Claus-Peter Hutter
Nur so da sitzen! Das hat doch auch was für sich. Zusammen mit meinem Freund Norbert wollte ich gestern einfach mal Natur pur genießen. Pur, das war nicht nur die Obstwiese mit ihrer jetzt überschwänglichen Blütenfülle sondern auch das im Januar bei meinem Lieblingsbrenner erzeugte Mirabellen-Destillat. Natürlich braucht es noch einige Zeit, bis der Schnaps weich und rund ist. Aber das eigene Erzeugnis genießen zu können – und dazu gehört immer mal wieder das Probieren – hat schon was für sich. Übrigens warten genug Obstwiesen auf neue Besitzer, weil die älteren Leute ihre Grundstücke nicht mehr pflegen können. Wo solche Grundstücke erworben oder gepachtet werden können, erfährt man unter anderem bei den Obst- und Gartenbauvereinen.
Informationen unter www.logl-bw.de
 
Neues aus dem Obstgarten (4) Von Claus-Peter Hutter
So ist das, wenn man bei Kälte keine Lust hat bis zum Einbruch der Dämmerung auf der Streuobstwiese zu arbeiten. Bei einem unserer Baumschnitt-Aktionstage, zu denen ich immer wieder meine mittlerweile erwachsenen Kinder motivieren kann, hatten wir etliches Baumholz zur Entlastung der älteren Baukronen aus- und kleingesägt und aufgestapelt. Doch irgendwie schafften wir es nicht mehr alles mit nach Hause zu nehmen. Jetzt scheint dort ein Wiesel einen Unterschlupf gefunden zu haben. Da wollen wir doch die Behausung nicht zerstören und haben so ein bestes Argument, den Stapel bis zum Herbst liegen zu lassen. Dann ist noch genug Zeit, Nachschub für den Kaminofen heimzubringen.
 
Neues aus dem Obstgarten (3) Von Claus-Peter Hutter

Bingo! Wer sich näher mit der heimischen Vogelwelt beschäftigt weiß, dass der früher weitverbreitete Gartenrotschwanz sehr selten geworden ist. Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass ein Pärchen in einem meiner Nistkästen brütet. Gut, Blau- und Kohlmeisen sind jedes Jahr da. Mit dem Wendehals und dem Gartenrotschwanz habe ich schon zwei ornithologische Raritäten zwischen Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Zwetschgenbäumen sichten können. Wunderbar – da wird doch glatt die eigene Obstwiese zum kleinen Naturreservat!

 
Neues aus dem Obstgarten (2) Von Claus-Peter Hutter

Na ja, dass ich den Ölkäfer auf meiner Obstwiese ein zweites Mal entdecken würde, war ja auch sehr unwahrscheinlich. Jedenfalls habe ich keinen mehr gefunden; Gott sei Dank habe ich ihn fotografiert. Man sollte sich ja nie auf Spurensuche in der Natur ohne Fotokamera begeben. Doch jetzt wurde ich anderweitig dafür belohnt, dass ich den inneren Schweinehund überwunden und am Sonntagnachmittag nicht das Sofa sondern doch lieber meine Obstwiese aufgesucht habe. Jetzt stehen dort auch die Birnenbäume – es sind oberösterreichische Weinbirnen, aus denen man früher Most gemacht hat – in voller Blüte. Und einer meiner Nistkästen scheint in diesem Jahr Brutplatz vom Wendehals zu sein. Jedenfalls ist der bräunlich-graue Vogel zweimal angeflogen. Ich bin gespannt, welche fliegenden Obstwiesenbewohner ich sonst noch entdecken werden.

 
Löwen bestaunen und Frösche küssen: Saisonstart des Akademie-Natur-Info-Centers in der Wilhelma am 20./21. April 2012
Wo kann man ab dem 21. April wieder Frösche küssen, Blumen riechen und Natur ertasten? Wo kann man auf „Urban Safari“, eine städtische Safari, gehen? Im Akademie-Natur-Info-Center der Umweltakademie Baden-Württemberg in der Wilhelma in Stuttgart! Ab 20. April hat das Natur-Info Center wieder donnerstags bis sonntags von 10-18.00 Uhr geöffnet. Das Motto dieses Jahr: Urban Safari – Natur findet Stadt. Die Activity Ausstellung entführt die Besucher auf eine spannende „Urban Safari“ durch die Artenvielfalt unserer Städte. Es ist zugleich eine Entdeckungsreise und Stippvisite zu den tierischen Nachbarn.
 
Mit spannenden Aktionstagen rund um die Ausstellung „Urban Safari – Natur findet Stadt“ wird das Interesse der Besucher aus gutem Grund ganz gezielt auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt gelenkt: Schliesslich schützt man nur, was man auch kennt. Wer vor Wespen Angst hat oder sich vor Fledermäusen ekelt, wird sich auch kaum für den Schutz dieser Tiere und deren Lebensräume stark machen. Deshalb ist es Ziel der Angebote im Akademie-Natur-Info-Center, mit alten Vorurteilen rund um die Natur aufzuräumen, neue erst gar nicht entstehen zu lassen und zu zeigen, dass Natur nicht nur spannend ist und Spaß macht, sondern im eigenen Interesse auch schützenswert ist!
 
Ein Besuch im Natur-Info-Center in der Wilhelma lohnt sich immer – ganz besonder auch an verschiedenen Aktionstagen. Erfahrene Naturpädagogen, Imker, Eulen- oder Igelexperten erklären Erstaunliches und schaffen auch für Kinder emotionale Zugänge zum Thema Artenschutz und Umweltvorsorge. Wer gerne einmal einen Frosch küssen möchte – oder wenigstens auf die Hand nehmen – und dabei faszinierenden Geschichten über die Welt der Amphibien lauschen möchte, der ist im Akademie-Natur-Info-Center in der Wilhelma genau richtig!
 
Aktionstage im Akademie-Natur-Info-Center in der Wilhelma 2012:
 
So, 13.05.2012: Den Tieren auf der Spur
An diesem Aktionstag kann jeder lernen, wie man Tierspuren in der Natur selber erkennt, die Tiere bestimmt, und wie man Interessantes über ihre Lebensweisen herausbekommt.
 
So, 27.05.2012: Von Pimpinelle und Peterle
Unter Anleitung der Kräuterexpertin C. Micheely können Kinder Kräutersträußchen für zu Hause binden. Zudem informiert die Expertin über die heilende Wirkung von Kräutern – Duft- und Geschmackserlebisse inbegriffen.
 
So, 03.06.2012: Von Siebenschläfer, Ratte, Marder und Co.
An diesem Aktionstag können Kinder im Natur-Info-Center alles über die „kleinen Säugetiere“ erfahren, welche in Gärten, Parks oder Stadtgebieten vorkommen.
 
Sa, 09.06.2012: Hornissen soll man schützen
…denn Hornissen nützen. Der Hornissenexperte Robert Ripberger stellt Ihnen an diesem Aktionstag die spannende Welt der Hornissen vor! Er informiert, wie man sich Hornissen und Wespen gegenüber verhalten sollte und wie man die Tiere besser schützen kann.
 
So, 08.07.2012: Fledermäuse: Navigatoren der Nacht
Die Fledermausexpertin und Biologin Ewa Paliocha von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg e. V. (AGF) beantwortet Fragen und informiert umfassend und auf spannende Weise über die unglaublichen Lebens- und Überlebensstrategien der nächtlichen Jäger – unsere heimischen Fledermäuse.
 
So, 29.07.2012: Frösche und Kröten live erleben
Der Amphibien-Experte Ernst Frey bringt lebende Amphibien mit und stellt die Eigenarten und Besonderheiten dieser Tiere und ihrer Lebensräume vor.
 
So, 12.08.2012: Gartenbewohner mit 8000 Stacheln
Ein immer seltener gewordener Gast in der stadtnahen Natur ist der Igel. Der Verein der Igelfreunde Stuttgart und Umgebung e. V. informiert, wie mit kranken, verletzten oder verwaisten Igeln richtig umgegangen wird.
 
Sa, 25.08. und So, 26.08.2012: Eulen, Jäger der Nacht
An diesem Aktionswochenende im Natur-Info-Center erfahren Sie alles über Eulen und Sie können sich informieren, wie man den heimischen Eulen helfen kann.
 
So, 02.09.2012: Die Honigbiene
Der Imkerverein Stuttgart entführt Sie an diesem Aktionstag in die unglaubliche Welt eines Bienenvolkes. Die Besucher haben die einmalige Chance, in einen bewohnten Bienenstock zu blicken, um die Königin mit eigenen Augen zu sehen.
 
Do, 06.09.2012: Gefiederte Stadtbewohner
An diesem Aktionstag können Sie alles über die spannende Welt der Vögel erfahren. Die Vogelexperten vom Vogel- und Naturschutzzentrum in Sindelfingen (VIZ) mit Birgit Glatzle, zeigen Ihnen selten gewordene Zugvögel und bekannte Dauergäste, beantworten Fragen und lassen Sie Vogelstimmen erraten.
 
So, 23.09.2012: Natur ganz nah – Streuobstwiesen am Stadtrand
Streuobstwiesen mit Apfel-, Birnen-, und Zwetschgenbäumen sind für viele Tierarten ein wichtiger Lebensraum in und außerhalb von Ortschaften. Sie bieten ganz besondere Lebensbedingungen: seltene Vögel wie Steinkauz, Wendehals, oder Rotkopfwürger finden hier ein ideales Biotop, aber auch Kleinsäuger wie Gartenschläfer oder Eichhörnchen sind dort zu Hause. An diesem Aktionstag dürfen Kinder und Erwachsene selber Äpfel „maischen“ und dann zu frischem „Süßmost“ pressen. Zudem können Sie die Streuobstwiesen in einem Fühl- und Geschmacks-Quiz kennen lernen.
 
Sa, 29.09. und So, 30.09.2012: Futterhäuschen suchen Bauherrn
Werden Sie zum Bauherrn und zimmern Sie ihr eigenes Fütterhäuschen für die Winterzeit. An beiden Tagen besteht die Möglichkeit im Natur-Info-Center gegen einen geringen Unkostenbeitrag eine Futterstelle für Vögel oder Eichhörnchen zusammenzubauen.
 
Weitere Informationen sowie das Veranstaltungsprogramm finden Sie unter www.umweltakademie.baden-wuerttemberg.de oder Sie informieren sich direkt bei der
 
Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg
beim Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft
Dillmannstr. 3
70193 Stuttgart
 
Koordination:
Kerstin Heemann
Tel. 0711/126-2813
Fax: 0711/126-2893
 
Neues aus dem Obstgarten (1) Von Claus-Peter Hutter
In diesen Tagen stehen die Kirschbäume in voller Blüte. Ein Erlebnis, das ich mir trotz der kühlen Witterung nicht entgehen lassen wollte. Nun gibt es zwar an verschiedenen Stellen Kirschen und Wildkirschen, aber wenn man die Blüte auf der eigenen – noch vom Urgroßvater stammenden – Obstwiese beobachtet und hofft, dass der Frost nicht alles vernichtet, damit beispielsweise im Winter ein herrliches Kirschdestillat gebrannt werden kann, ist das schon etwas ganz besonderes. Glücklicherweise war es in den vergangenen Nächten nicht zu kalt, sonst wäre es mit der Blütenpracht schnell vorbei gewesen. Und zum Glück gab es immer mal wieder wärmere Momente; ein Glück für Natur, Mensch und vielleicht auch für die spätere Kirschmarmelade oder den späteren Kirschbrand. Schliesslich sind nur bei ausreichend warmen Temperaturen im Plusbereich Wildbienen und Bienen unterwegs, um mit ihrer Bestäubungsleistung dafür zu sorgen, dass wir später – ebenso wie Scharen von Wildvögeln – Früchte ernten können.
 
Beim Streifzug durch den Obstgarten traute ich meinen Augen nicht …und zwar im Positiven: Zwischen zartgrün sprießenden Gräsern und Kräutern entdeckte ich etwas schwarz glänzendes, das sich beim näheren Hinsehen als Ölkäfer entpuppte. Diese Insekten haben einen überaus bizarren Lebenswandel und zeigen uns, wie geheimnisvoll vernetzt die Natur ist. Meist sind es die weiblichen Ölkäfer, die man entdecken kann; sie sind nämlich auf der Suche nach geeigneten Stellen für die Eiablage. Der Hinterleib ist meist gewölbt und aufgedunsen: Kein Wunder, denn ein einziges Ölkäfer-Weibchen legt zwischen 2000 und 5000 Eier in kleinen Päckchen an sonnigen und trockenen Stellen in ein bis zwei Zentimeter tiefe Erdmulden, die der Käfer selbst gräbt. Diese hohe Anzahl an Eiern ist die einzige Chance zur Erhaltung der Art. Denn bis aus einem einzigen Ei ein erwachsener Ölkäfer wird, muss eine merkwürdige und gefahrvolle Entwicklung durchlaufen werden. Schon bald nach der Eiablage schlüpfen kleine, nicht einmal ein Millimeter große Larven. Sie sind jetzt noch recht flink und erklettern mit Hilfe der drei „Klauen“, die an jedem der sechs Beinchen sitzen, die am schnellsten erreichbaren Blütenpflanzen des Magerrasens am Wegrain oder der Trockenwiese. Schon mit dem Erklettern der Pflanzen entscheidet sich, welche Larven Überlebenschancen haben. Ölkäferlarven sind nämlich auf bestimmte Bienenarten angewiesen, um in ihre eigentliche „Kinderstube“ zu gelangen. Die weitere Larvenentwicklung kann nur im Nest bestimmter Wildbienen erfolgen. Die Natur trifft also eine Zufallsauslese. Gleichzeitig wird deutlich, wie empfindlich unser Ökosystem ist: Verändern sich nur die geringsten Parameter (z.B. die Anzahl der Wildbienen), dann ist auch der Fortbestand des Ölkäfers in Gefahr!!
 

Kirschblüte

 
Umweltakademie blickt auf 25 spannende Jahre zurück:
 
Manchmal braucht es konkrete Termine oder Daten, um kurz innezuhalten, um nachzudenken und mit neuer Kraft in die Zukunft zu blicken. Geburtstage sind bei vielen Menschen solche Tage: man erinnert sich, wie es früher war und philosophiert, wie es weitergehen könnte. Ein bisschen Wehmut und Melancholie sind vorprogrammiert, denn diese Tage haben eines gemeinsam: Sie erinnern uns ans Älterwerden und an die Vergänglichkeit! Auch bei uns steht ein Jubiläum ins Haus: Vor genau 25 Jahren hat die Akademie für Natur- und Umweltschutz ihren Seminarbetrieb aufgenommen. Ein Vierteljahrhundert ist es jetzt her, dass wir mit zwei Schreibtischen und ein paar leeren Ordner angefangen haben, Umweltbildung, Nachhaltigkeit und Umweltvorsorge im Land voranzubringen und zu vernetzen.

 

Seitdem ist viel passiert. Aus einer überschaubaren Umweltbewegung heraus haben sich Parteien etabliert, wurden Umweltgesetze formuliert und nachhaltige Lebensstile – wenn auch noch nicht genug – durchgesetzt. Die Geschichte der Umweltakademie ist sehr eng mit der Geschichte des Umwelt- und Naturschutzes verbunden. Und diese Geschichte wird in unserem Land von ganz vielen Schultern getragen. Deshalb wollen wir unser Jubiläum vor allem den zahlreichen Akteuren, die uns auf unserem Weg unterstützt haben, und den anstehenden Herausforderungen widmen. Wir freuen uns, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltminister Franz Untersteller unseren Jubiläumskongress eröffnen werden. Die Veranstaltung am 22. März 2012 im Stuttgarter Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle (KKL) soll vor allem unseren Partnern Impulse und Zeit zum Austausch bieten. Mit sieben thematischen Foren am Nachmittag werden ganz unterschiedliche Themenschwerpunkte für Multiplikatoren aus allen gesellschaftlichen Bereichen aufgearbeitet. Ob Landschaftsführer, kommunale Akteure, Engagierte aus der Wirtschaft oder klassische Naturschützer – für jede Zielgruppe bietet das Programm inhaltliche Anstöße und Zeit zum Diskutieren. Auf Ihre Teilnahme freuen wir uns; detailierte Informationen über die Jubiläumsveranstaltung finden Sie im Blog unter der Rubrik „Termine“.

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